NS-Architektur: Berlins Status als Reichshauptstadt bedingte auch nach 1933 eine rege Bautätigkeit. Das NS-Regime nutzte die Baupolitik, begleitet von gezielter Propaganda, für die Konsolidierung im Innern und seine Außendarstellung. Unabhängig von den „Germania-Planungen“ entstanden zahlreiche Repräsentations- und Verwaltungsbauten für Regierung, Partei- und Verwaltungsorgane. Den totalitären Herrschaftsanspruch spiegelte eine monumentale, oft von Maßstabslosigkeit geprägte Formensprache. Einen einheitlichen NS-Stil gab es jedoch nicht. Die Architekten bezogen Anregungen aus diversen Strömungen der Architektur seit 1900, wobei bis etwa 1937 ein stärkerer Hang zur konservativen Moderne und danach ein traditioneller anmutender Neoklassizismus zu beobachten ist. Doch auch private Bauherren realisierten Prestigebauten wie Firmensitze im damaligen Monumentalstil.
Architekt Ernst Sagebiel errichtete 1935-36 den ersten großen Neubau für die NS-Regierung. In dem gigantischen Komplex mit ca. 56.000 m² Nutzfläche war mit Hermann Göring einer der mächtigsten Nationalsozialisten verortet, der mit dem Aufbau der Luftwaffe die Aufrüstung vorantrieb. Der um mehrere Innenhöfe gegliederte, bis zu 7 Geschosse hohe Monumentalbau verfügte über etwa 2.000 Büroräume. Ein auffälliges Strukturmerkmal ist der strenge Duktus homogener Fensterreihen, die scharfkantig vor die glatte Muschelkalksteinfassade des teils als Stahlbeton-, teils als Stahlskelettbau errichteten Gebäudes treten. Nach 1945 sorgte die Entfernung von NS-Hoheitszeichen für eine oberflächliche Entnazifizierung. Die vielschichtige Historie des heutigen Bundesfinanzministeriums wurde bei der Modernisierung 1996-2000 berücksichtigt.
Gegenüber der alten Reichskanzlei bezog Joseph Goebbels’ Propagandaministerium, das sich der „geistigen Mobilmachung“ im Dienst des Nationalsozialismus verschrieben hatte, als eine der wichtigsten Machtstützen des Regimes Quartier. Zunächst nutzte man am Wilhelmplatz prächtige Altbauten des 18. und 19. Jahrhunderts. Da sie ungenügend Platz boten, schuf Architekt Karl Reichle 1934-38 ausgedehnte Neubautrakte. Den besten Eindruck vermittelt die Rückfront an der Mauerstraße: die seriell getaktete Muschelkalksteinfassade zeigt einen konservativen Modernismus und ist in ihrer monumentalen Nüchternheit ein typischer Vertreter der NS-Staatsarchitektur. An der Wilhelmstraße verblieb nach Kriegszerstörung ein durch Torbögen gekennzeichneter Gebäudeteil. Seit 2001 ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hier ansässig.
Bereits in der Weimarer Republik gab es Überlegungen für einen Erweiterungsbau der Reichsbank. Kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde im Februar 1933 das Bauprojekt mit einem reichsweiten Wettbewerb forciert. Namhafte Architekten des Neuen Bauens wie Walter Gropius lieferten Entwürfe. Nach Intervention Hitlers erhielt Reichsbankbaudirektor Heinrich Wolff den Zuschlag. 1934-40 entstand der gewaltige Stahlskelettbau im Stil der konservativen Moderne mit endlos scheinenden, von gleichförmigen Rechteckfenstern perforierten Natursteinfassaden. Die Reichsbank spielte eine tragende Rolle im NS-Wirtschaftssystem und bei der Vorbereitung und Finanzierung des Krieges. 1959-90 saßen mit dem Zentralkomitee und dem Politbüro der SED die Machthaber der DDR im Haus am Werderschen Markt. Nach einer Modernisierung, die Spuren aller Zeitschichten berücksichtigte, bezog das Auswärtige Amt die Immobilie im Jahr 2000.
An der Ost-West-Achse plante der Generalbauinspektor (GBI) mehrere Großbauten. Einzig das von W. Schlempp entworfene Haus des Deutschen Gemeindetages wurde 1938-42 in Teilen realisiert. Dort residierte das GBI-Hauptamt für Verwaltung und Wirtschaft, das u.a. die Vertreibung von Berliner Juden aus ihren Wohnungen verantwortete. Der zwangsgeräumte Wohnraum stand sog. Volksgenossen zur Verfügung, die von Abrissen im Rahmen der „Germania-Planung“ betroffen waren. Die 209 m lange Straßenfront zeigt Anleihen bei Herrschaftsbauten des 19. Jahrhunderts und bei Speers Neoklassizismus. Im Vergleich zu früheren Staatsprojekten ist die Gestaltung dekorativer und traditioneller. Heute trägt das Haus den Namen des ersten West-Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter und beherbergt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.
Für den Bau der Nord-Süd-Achse wurden das Alsenviertel am Reichstag und das Villenquartier an der Matthäikirche südlich des Tiergartens (heute: Kulturforum) abgerissen. Beides waren prestigeträchtige Adressen und seit dem 19. Jahrhundert beliebt bei diplomatischen Vertretungen. Um die Staaten für den Verlust ihrer Immobilien zu entschädigen, realisierte der NS-Staat unter Aufsicht des GBI sieben Botschaftsneubauten im verbleibenden Teil des 1937 zum „Diplomatenviertel“ deklarierten Tiergartenviertels. Die Entwürfe lieferten deutsche Architekten, wie Johannes und Walter Krüger für die Spanische Botschaft (erbaut 1938-43) und Johann Emil Schaudt für die Dänische Gesandtschaft (1938-40; heute Hotel Das Stue). Die zwei palastähnlichen neoklassizistischen Gebäude bilden mit ihren Natursteinfassaden entlang der Thomas-Dehler-Straße ein repräsentables Duo.
Dass die Botschaftsneubauten bis weit in den Krieg vorangetrieben wurden, zeigte ihren hohen Stellenwert. Höchst opulent gerieten die Repräsentanzen für die Bündnismächte des Dritten Reichs, allen voran Italien. Angeregt von italienischen Renaissancepalästen schuf Friedrich Hetzelt 1939-42 einen rosa verputzten Monumentalbau mit travertinverkleidetem Erdgeschoss und Kranzgesims. Der durch Mittelrisalit und Kolossalsäulen akzentuierte Haupttrakt an der Tiergartenstraße bot Festsäle, während die Seitenflügel Botschafterwohnung und Kanzlei beherbergten. Die benachbarte Botschaft Japans von 1938-42 ist ein Kuriosum: Das neoklassizistische Hauptgebäude Ludwig Moshamers mit dominanter Pfeilerhalle wurde abgerissen und bis 1988 äußerlich originalgetreu rekonstruiert. Beide Bauten dienen heute wieder ihrem Ursprungszweck.
Das noble Tiergartenviertel hatte sich seit der Reichsgründung 1871 auch zunehmend zum Standort von Firmen gewandelt. Diesem Trend folgend, schufen die renommierten Architekten Paul Mebes und Paul Emmerich im Auftrag des Krupp-Konzerns 1936-38 einen stattlichen, villenähnlichen Neubau in der Tiergartenstraße. Der Stahlgigant aus Essen, der zu den bekanntesten Profiteuren der Wiederaufrüstung zählte, nutzte diesen als Verwaltungssitz und Gästehaus für seine Lobbyarbeit in der Reichshauptstadt. Die klar konturierte, von einem hohen Walmdach überfangene Vierflügelanlage mit Natursteinfassade lässt sich der konservativen Moderne zurechnen. Das zum Teil mit Originalausstattung erhaltene Gebäude wurde 1947 zum Sitz des katholischen Elite-Gymnasiums Canisius-Kolleg. Seither gab es diverse Um- und Erweiterungsbauten.
Im Berliner Stadtteil Wilmersdorf kann bis heute eines der eindrucksvollsten städtebaulichen Ensembles der NS-Zeit besichtigt werden: der Fehrbelliner Platz. 1913 war das als Laubenkolonie und Sportplatz genutzte Areal mit dem Bau eines U-Bahnhofs an das Nahverkehrsnetz angebunden worden und Mitte der Zwanziger Jahre erfolgte eine weitere Aufwertung durch die Anlage des Preußenparks. 1934 planten vor Ort verschiedene Interessenten Neubauten, sodass ein Wettbewerb zur Schaffung einer großen, einheitlichen Platzanlage ausgeschrieben wurde. Otto Firles siegreicher Gesamtbebauungsplan wurde weitgehend verwirklicht. Die halbkreisförmig angelegte, optisch und in der Traufhöhe in Bezug zueinander stehende Platzrandbebauung öffnet sich nach Norden zum Park.
Otto Firle entwarf am östlichen Rand des Fehrbelliner Platzes für den Konzern einen fünfgeschossigen, mit Kalkstein verblendeten Stahlskelettbau, der 1936 eingeweiht wurde. Zwecks maximaler Ausnutzung der Platzfront überragt der langgestreckte, in einem Viertelkreis geschwungene Bau an seinen Schmalseiten die Bürgersteige bis zum Straßenrand. Scharfkantige Rahmungen, zwischen denen erhöhte Steinplatten eine ornamentale Netzstruktur erzeugen, mindern ansatzweise die Monotonie der Fensterreihen auf der großflächigen Fassade. Am Hohenzollerndamm befinden sich Bildreliefs von Waldemar Raemisch, während der Bauschmuck von NS-Staatskünstler Arno Breker auf der gegenüberliegenden Seite entfernt wurde. Das Foyer des heute von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt genutzten Gebäudes ist vom Art déco inspiriert.
Am Fehrbelliner Platz 1 entstand 1935/36 ein Verwaltungsneubau für die Rudolf Karstadt AG. Als Hausarchitekt dieser Warenhauskette prägte Philipp Schaefer den Kaufhausbau seit den 1920er Jahren. Sein bekanntestes Werk war das legendäre Karstadt am Hermannplatz, welches im II. Weltkrieg stark zerstört wurde. Besaßen seine Konsumtempel oftmals Wahrzeichencharakter, kann man dies von dem spröden Verwaltungsbau an der Württembergischen Straße nicht behaupten. Die Fassaden des mit Naturstein verkleideten fünfgeschossigen Bauwerks werden durchgängig von einem einheitlichen Fensterraster geprägt. Einzig der mittig gelegene Haupteingang wird durch einen Wandvorsprung und zwei große Bildreliefs zum Thema Arbeitsleben hervorgehoben. Gegenwärtiger Nutzer ist das Landesverwaltungsamt Berlin.
Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften wurde am 10. Mai 1933 die Deutsche Arbeitsfront (DAF) als nationalsozialistische Einheitsgewerkschaft gegründet. Deren Schatzamt siedelte sich in einem bestehenden Gebäude am Fehrbelliner Platz an. Ursprünglich plante man dort, unter Einbeziehung des Altbaus, einen riesigen Verwaltungskomplex. Das Projekt scheiterte, da die Stadt Berlin an Otto Firles einheitlichem Platzentwurf festhielt. 1941 entschloss sich die DAF doch noch zu einem Neubau am Fehrbelliner Platz 4, der im neoklassizistischen Stil 1943 fertiggestellt wurde. Kriegsbedingt setzte Architekt Helmut Remmelmann konventionelle Baustoffe ein und ließ den Mauerwerksbau verputzen, wodurch er sich von den anderen Häusern deutlich abhebt. Sehenswert ist der Rundhof mit seiner von toskanischen Säulen getragenen Kolonnade.
Eine spezifische Bauaufgabe im Nationalsozialismus waren Veranstaltungsbauten, die den Rahmen für staatliche Masseninszenierungen als ein wesentliches Herrschaftsmittel boten. Ohne Kosten zu scheuen, galt es Orte zu schaffen, die nicht nur Fassaden der Macht, sondern gemeinschaftsstiftende Erlebnisräume waren. Kernideologeme wie „Führerkult“ und „Volksgemeinschaft“ sollten den Menschen mit Hilfe imposanter Kulissen eingeimpft werden, um Begeisterung und Loyalität für das verbrecherische Regime zu erzeugen. In Deutschland gibt es noch zwei Orte, welche dies besonders deutlich veranschaulichen: Speers Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und das ehemalige Reichssportfeld, heute Olympiapark Berlin.
Das Areal entstand im Kontext der XI. Olympischen Sommerspiele 1936, die bereits während der Weimarer Republik an Berlin vergeben worden waren. Nach ursprünglicher Skepsis gegenüber der kosmopolitischen olympischen Bewegung nahm der NS-Staat die Gelegenheit wahr, sich international als omnipotente Großmacht zu präsentieren. 1934-36 wurde der mit Naturstein verkleidete Stahlbetonbau des Olympiastadions für 97.000 Personen fertiggestellt, eingebettet in einen rund 130 ha großen Sportpark. Hitler nahm maßgeblich Einfluss auf die Grundkonzeption, die der Berliner Architekt Werner March erarbeitet hatte. Zwischen 2000 und 2004 wurde das Olympiastadion grundsaniert und modernisiert. Der heutige Olympiapark Berlin ist mit einer Fläche von 117 ha und allen wesentlichen Bauten erhalten geblieben.
Markantes Gestaltungsmerkmal ist die straff gegliederte Ost-West-Achse. Sie führt von Ferne auf das Stadion hin und steigert dessen monumentale Außenwirkung. Den Endpunkt der Achse erkennt man erst im Innenraum. Dort wird der Blick durch das Stadion hindurch auf einen 77 m hohen Glockenturm gelenkt, der auf der Haupttribüne des Maifeldes steht – einem Aufmarschgelände für ca. 280.000 Personen. Im Zentrum der Tribüne ragte die nach dem II. Weltkrieg beseitigte „Kanzel des Führers“ empor; der Tunnel darunter ermöglichte bei Propagandaveranstaltungen den „Durchmarsch senkrecht auf den Führer zugrüßend“. Das Tribüneninnere enthält mit der Langemarckhalle ein national-chauvinistisches Denkmal für gefallene deutsche Soldaten des I. Weltkriegs. So war der Kulminationspunkt der Blickachse auch eine kriegsverherrlichende Kultstätte.
Ehrgeizige, nur partiell realisierte Ausbaupläne für das Messegelände gab es seit den 1920ern, als sich Berlin zum attraktiven Messestandort mausern wollte. Aushängeschild wurde die Funkausstellung mit stadtbildprägendem Wahrzeichen – Heinrich Straumers 1924-26 erbautem, 150 m hohem Funkturm. 1935 startete das Propagandaministerium groß angelegte Neubauten nach Entwurf Richard Ermischs. Das Regime nutzte das Gelände wiederholt für Propagandaveranstaltungen. Beispiele waren die Schau „Deutschland“ anlässlich der Olympischen Spiele 1936, die auch internationalen Gästen ein trügerisch schönes Bild vom NS-Staat vermitteln sollte und die 1937 gezeigte Ausstellung „Gebt mir vier Jahre Zeit“ mit heroisierendem Rückblick auf das Wirtschaftswachstum seit 1933, das durch eine fatale Schuldenpolitik und die Wiederaufrüstung erkauft worden war.
Markantester Teil von Ermischs Neubauten ist die 240 m lange Haupthalle an der Masurenallee von 1936/37. Der natursteinverkleidete Stahlbetonskelettbau zeigt eine strenge Pfeilerstruktur mit großen, hochrechteckigen Fensterflächen. Der Gebäuderiegel wird von der 35 Meter aufragenden kubischen Ehrenhalle dominiert. Die Bauten sind von der Sachlichkeit der Zwanziger-Jahre-Architektur geprägt, wurden jedoch ins Monumental-Pathetische gesteigert. Einen ähnlichen Charakter besaß die 200 m lange Gläserne Galerie am Messedamm, von der noch die zweigeschossigen runden Eckbauten existieren. Nach dem Krieg wurde das Messegelände wieder aufgebaut und seither um neue Großbauten ergänzt, wie das Internationale Congress Centrum von 1969-79, für dessen Anbindung zum Funkturm der Hauptteil der Gläsernen Galerie verschwand.
Die endgültige Schließung des Bauhauses 1933, die Vertreibung und Emigration herausragender Exponenten der Zwanziger-Jahre-Moderne, wie des Berliner Stadtbaurates Martin Wagner oder des Architekten Erich Mendelsohn, waren nur einige Indizien für das feindliche Klima, unter dem viele Vertreter des Neuen Bauens nun zu leiden hatten. Obwohl tonangebende NS-Ideologen nicht müde wurden, die Neue Sachlichkeit als „kulturbolschewistisch“ zu verunglimpfen, konnte sie dennoch in Bereichen wie dem Verkehrs- und Industriebau fortwirken. Mit diesem Stil assoziierte Attribute wie funktional, dynamisch, rational und progressiv wurden in Sparten beansprucht, in denen sich der NS-Staat als moderner Industriestandort präsentieren wollte. Zudem konnte man privaten Bauherren nur bedingt hineinregieren.
Die Nationalsozialisten inszenierten ihre Technikbegeisterung mit großem Aufwand. Besonders das Automobil stand aus militärischen Überlegungen im Fokus, zudem bot der moderne Autosport eine propagandistische Bühne. Ein Beispiel dafür liefert die bereits 1921 gebaute AVUS. Diese ausschließlich dem Autoverkehr vorbehaltene Teststrecke mit ihren zwei Kurven wurde 1935/36 auf eine Gesamtlänge von 19,3 km verlängert und um einen zylindrischen Turm mit Signalcharakter ergänzt. Auf seinen vier Etagen wurde Gastronomie betrieben, von den äußeren Umgängen des Gebäudes ließ sich der Rennbetrieb an der zu einer Steilkehre ausgebauten Nordkurve verfolgen. Zudem entstand auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite ein sachlicher, kastenförmiger Tribünenbau mit Flugdach aus Stahlbeton. Die für ihre tödlichen Unfälle berüchtigte Nordkurve wurde 1967 abgerissen. Der Turm beherbergt heute ein Motel, die Tribüne verrottet mit ungewisser Zukunft.
In Tempelhof steht eines der wenigen baulichen Zeugnisse des „Germania-Projekts“. 14 Meter ragt dort ein zylindrischer Betonkörper in die Höhe und weitere 18 Meter in die Tiefe; der Durchmesser beträgt 21 Meter. Es handelt sich um ein technisches Bauwerk aus dem Jahr 1941, bei dessen Errichtung französische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Der Belastungskörper erzeugt ein Gewicht von 12.650 Tonnen und sollte dabei helfen, die maximale Tragfähigkeit des Baugrundes auf der Nord-Süd-Achse zu bestimmen. Davon hing die Konzeption des gigantischen, 117 Meter hohen „Triumphbogens“ ab, den Albert Speer nach einer Skizze Adolf Hitlers ganz in der Nähe plante. Die Sanierung des Schwerbelastungskörpers wurde 2009 abgeschlossen, der Eintritt zum Informationsort mit Aussichtsplattform ist frei.
Der Flughafen wurde 1935 von Ernst Sagebiel im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums entworfen: Berlin sollte das zentrale Luftkreuz für den internationalen Flugverkehr werden. In Tempelhof planten die Nationalsozialisten daher nichts Geringeres als den „Weltflughafen“ für sechs Millionen Passagiere pro Jahr. Dementsprechend wurden die Kapazitäten auf das Dreißigfache des damaligen Bedarfs ausgelegt. Während der Bauphase blieb der alte Flughafen aus den 1920er Jahren in Betrieb. Den riesigen, leer stehenden Neubau nutzte man im Zweiten Weltkrieg zur Rüstungsproduktion, Teile der Kelleranlagen wurden zu Bunkern ausgebaut. Im unterirdischen Eisenbahntunnel befand sich eine Montagestraße für Jagdflugzeuge. Tausende Zwangsarbeiter kamen zum Einsatz und wohnten in Barackenlagern, die über das Flugfeld verteilt lagen.
Im Juli 1945 übergab die Rote Armee den kriegsbeschädigten Flughafentorso an die Amerikaner, die nun über eine Gebäudefläche von 300.000 m² verfügten. Die Reparaturen, Innenausbauten und Umgestaltungen dauerten bis 1962, seither stehen ca. 9.000 Räume zur Verfügung. Hinter einem Vorplatz liegt das von ausgedehnten Verwaltungstrakten gerahmte Hauptgebäude. Seine einst 15 m hohe Eingangshalle wurde durch Einbau einer Zwischendecke ihrer kolossalen Wirkung beraubt. Dahinter führt die 100 m lange Abfertigungshalle zur bogenförmigen Gebäudefront am Flugfeld, die sich über 1,3 Kilometer erstreckt. Vor den Hangars boten weit auskragende Dächer an den Flugsteigen Wetterschutz für Passagiere: innovativ für einen Entwurf der 1930er Jahre. Nach dem Beschluss für den Bau des neuen Großflughafens BER in Schönefeld wurde der Flugbetrieb 2008 eingestellt. Durch das Gebäude finden Besichtigungstouren statt.
Am Spreekreuz, dem Knotenpunkt von Spree, Landwehrkanal und Charlottenburger Verbindungskanal, entstand 1936-37 ein Müllverladebahnhof. Darin wurde Berliner Hausmüll auf 600 Tonnen fassende Lastkähne verklappt und ins Umland verschifft. Architekt Paul Baumgarten konzipierte eine auf reibungslose Betriebsabläufe getrimmte innovative Anlage. Die Zufahrtsrampe für Müllfahrzeuge im Obergeschoss schiebt sich mit ihrer gerundeten Wendeschleife schiffsbugartig über die Spree und macht diesen der Neuen Sachlichkeit verpflichteten Bau zur auffälligen Landmarke. In der Halle unter der Rampe wurden die Schiffe über Schüttvorrichtungen von oben befüllt. Ende der 1980er Jahre richtete Josef Paul Kleihues in dem klinkerverkleideten, von langen Fensterbändern durchzogenen Stahlskelettbau sein Architekturbüro ein.
Die Stadtbahn durchfuhr bereits im Kaiserreich Berlin von Ost nach West; die Ringbahn verband in Kreisform die äußeren Bezirke. Eine Nord-Süd-Verbindung durch die Innenstadt fehlte hingegen und wurde ab 1934 überwiegend unterirdisch gebaut. Die Strecke führt seither von der Bornholmer Straße im Norden via Friedrichstraße zum Anhalter Bahnhof. Es war das größte und teuerste Berliner Verkehrsinfrastrukturprojekt der NS-Zeit mit Kosten von ca. 170 Millionen Reichsmark. Der letzte Bauabschnitt wurde im November 1939 fertig gestellt. Technisch besonders herausfordernd war die Unterquerung der Spree und des Landwehrkanals. Während der Schlacht um Berlin sprengte vermutlich die SS am 2. Mai 1945 die Tunneldecke unter dem Kanal und flutete die Strecke. Heute verkehren auf dem Abschnitt die Linien S 1 und S 2.
Richard Brademann prägte als Architekt seit der Weimarer Republik das Erscheinungsbild der Berliner S-Bahn. Im Auftrag des Unternehmens errichtete er sachliche, funktionale, rot verklinkerte Stationsgebäude, Stromversorgungs- und Stellwerksbauten. Das NSDAP-Mitglied entwarf auch sechs Bahnhöfe für die neue Nordsüd-S-Bahn, darunter den S-Bahnhof Humboldthain, der nach einjähriger Bauzeit 1935 eingeweiht wurde. Er entstand in einer stark bebauten Umgebung, sodass der Bahnsteig in einer Kurve liegt. Das siebeneckige Bahnhofsgebäude ist in seiner Grundform erhalten, es wurde jedoch an der Fassade umgestaltet, durch Anbauten ergänzt und von einem mitten in der Schalterhalle stehenden Verkaufskiosk entstellt. Der Bahnhof weist architektonisch starke Bezüge zu den Verkehrsbauten der 1920er Jahre auf, spezifisch nationalsozialistische Stilelemente sind nicht erkennbar.
Der Ausbau der Ost-West-Achse vom Stadtschloss über die Straße Unter den Linden durch den Tiergarten nach Charlottenburg war eine Kernaufgabe des Generalbauinspektors. Es galt, den historischen Straßenzug zur modernen Verkehrstrasse zu machen und ihn den Anforderungen des NS-Regimes an eine Parademeile anzupassen. Davon zeugt der Abschnitt zwischen Brandenburger Tor und Ernst-Reuter-Platz bis heute: auf 53 Meter verbreitert, bot er seit 1939 eine großzügigere Wirkung und mehr Platz, wie die Einweihung der Achse mit großem Militäraufmarsch zu Hitlers 50. Geburtstag zeigte. Westlich des S-Bahnhofs Tiergarten sorgen Albert Speers neoklassizistische Doppelarm-Kandelaber im Abstand von 25 m für eine gleichmäßige Beleuchtung von Fahrspuren und Gehwegen, wobei gezielte Lichtregie die Achse scharf konturiert und ihren Effekt steigert.
Die 1938-39 vollzogene Vergrößerung des Großen Sterns von 80 auf 200 m Durchmesser folgte vorrangig städtebaulichen und weniger verkehrstechnischen Absichten. Sie war bedingt durch Speers Planungen für die Nord-Süd-Achse, die umfangreiche Zerstörungen im Umkreis des Reichstages vorsahen. Von dessen Vorplatz mussten die Monumente der Reichsgründung von 1871 wie die Siegessäule und die Standbilder von Bismarck, Moltke und Roon weichen. Sie wurden am Großen Stern als neuem Erinnerungsort für das Kaiserreich wieder aufgebaut. Besonders prominent wurde die Siegessäule inszeniert. Zusätzlich erhöht durch einen Stufenunterbau und um eine vierte Säulentrommel ergänzt, wurde das nunmehr rund 67 m hohe Denkmal auf dem Rundplatz in der Mitte des Tiergartens zum weithin sichtbaren Wahrzeichen der neu gestalteten Ost-West-Achse.
Der einstige Industriekomplex illustriert, dass das Neue Bauen nach 1933 Fortsetzung finden konnte. Ein Grund dafür waren auch personelle Kontinuitäten: hier baute Hans Hertlein, der schon in der Weimarer Republik als Siemens-Chefarchitekt Klassiker modernen Industriebaus schuf. Die großzügige, 1937-40 errichtete Anlage beherbergte die Zentrale sowie Produktionsstätten des Elektrotechnik-Unternehmens Telefunken. Die hell verputzten Stahlbetonskelettbauten besitzen meist einheitliche Fensterraster, sodass die bis zu 130 m langen Gebäuderiegel eine nüchtern-serielle Anmutung haben. Vertikale Auflockerung bieten Treppen-, Lift- und Uhrentürme. Das 1945-94 von den US-Streitkräften genutzte Areal gibt – trotz Verfremdungen im Zuge des Umbaus zu einer Wohnanlage – noch viel von der ursprünglichen Bauidee wieder.
Parallel zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im März 1935 erfolgte ein groß angelegter Ausbau der militärischen Infrastruktur, der sich mit dem 2. Vierjahresplan noch intensivierte. Im Reich entstanden ca. 500 neue Kasernenanlagen, 200 Flugplätze sowie zahlreiche Munitionsdepots. Die Heeresbaunorm gab für die Landstreitkräfte typisierte Kasernen vor, architektonische Gestaltungsmöglichkeiten waren begrenzt. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Bauten der Luftwaffe. Bedingt durch das Verbot des Versailler Vertrags, eine Luftstreitmacht zu unterhalten, war der Bedarf enorm, wollte man – wie von Hitler vorgegeben – bis 1940 zu einem Angriffskrieg gegen die Sowjetunion fähig sein. Auch bei Berliner Kasernenneubauprojekten stach das Reichsluftfahrtministerium als Bauherr quantitativ hervor.
Luftgaukommandos koordinierten ab 1936 reichsweit den Aufbau der Luftwaffe. 1938 erhielten deren Befehlshaber das Kommando über Flieger-Boden-Organisationen, leichte Jagdverbände, Flak und den Luftschutz. Den Berliner Neubau verantwortete Architekt Fritz Fuß, der zwei- und dreigeschossige Kasernen- und Verwaltungsbauten sowie das Luftkriegsgericht schuf. Gestalterische Grundidee ist eine Hauptachse, die den Blick durch die beiden Wachhäuser am Eingang über einen Ehrenhof auf das zentrale Kommandogebäude lenkt. Dieses war ursprünglich von einem bronzenen Reichsadler bekrönt. Die Fassaden sind verputzt und werden partiell durch Natursteinverkleidungen akzentuiert. Im ehem. Luftkriegsgericht ist die Außenstelle der Botschaft der USA untergebracht. Die weiteren Bauten wurden zu Luxus-Eigentumswohnungen umgestaltet.
Zwischen 1936-39 entstand für das Luftwaffen-Infanterie-Regiment General Göring eine aus ca. 130 Bauten bestehende Kasernenanlage. Gearbeitet wurde in Mauerwerksbauweise mit hellem Verputz. Im Gegensatz hierzu wurden die Sattel- und Walmdächer als „Sargdeckel“ gefertigt, so die geläufige Bezeichnung für 15-20 cm starke und nach den Seiten abgeschrägte Betondecken, die das Durchschlagen von Brandbomben verhindern sollten. Die rote Ziegeleindeckung verschleiert diese Konstruktion. Im Zusammenspiel mit vielen nur ein bis zwei Stockwerke umfassenden Häusern, eingebettet in einen alten Kiefernbestand, entsteht vielmehr der Eindruck eines gartenstädtisch geprägten Ensembles. Nach dem Krieg firmierte die Kaserne als Quartier Napoléon und war das französische Hauptquartier in Berlin. Aktueller Nutzer der heutigen Julius-Leber-Kaserne ist die Bundeswehr.
Nachdem der Royal Air Force im August 1940 erste Bombenangriffe auf die Reichshauptstadt gelungen waren, reagierte Hitler mit dem Bau von drei Flakturmpaaren an den Standorten Zoologischer Garten, Friedrichshain und Humboldthain. Oben auf der Plattform des Geschützturms waren jeweils vier große Flakkanonen montiert, während der etwas entfernt errichtete Leitturm, unbehindert durch den Geschützrauch, die Feuerleitung übernahm. Die zahlreichen Räume unterhalb der Gefechts- und Beobachtungsebenen wurden auch als Bunker für bis zu 30.000 Zivilisten genutzt. In der Nachkriegszeit sprengten die Alliierten die drei Anlagen. Integriert in den Volkspark Humboldthain sind die Ruinen der Nordseite des Flakturms öffentlich begehbar und Teile der Innenräume, fachkundig geführt, auf Tour 2 des Berliner Unterwelten e.V. zu erkunden.
Im II. Weltkrieg entstanden im „Bunkerbauprogramm für die Reichshauptstadt“ ca. 1.000 Luftschutzanlagen, darunter der Reichsbahnbunker. Der massive, streng symmetrische, fünfgeschossig aufragende Bau schließt nach oben hin mit einem wuchtigen Konsolgesims ab. Die Stahlbetonfassade wird durch kleine gerahmte Belüftungsöffnungen strukturiert und sollte nach Kriegsende mit Naturstein verkleidet werden. Die Architektur erinnert an mittelalterliche Kastelle und bot ca. 3.000 Fahrgästen des nahegelegenen Bahnhofs Friedrichstraße Schutz bei Luftangriffen. Vier Doppeltreppenanlagen ermöglichten einen schnellen Zugang ins Gebäude. 2003 erwarb der Medienunternehmer Christian Boros die Immobilie für seine Sammlung zeitgenössischer Kunst und ließ sie aufwendig sanieren und modernisieren. Die Sammlung Boros ist nach Voranmeldung zu besichtigen.
1930 startete mit der Eröffnung des U-Bahnhofs Gesundbrunnen der durchgängige Betrieb der heutigen U 8 nach Neukölln. Der Bahnsteig wurde ungewöhnlich tief unterhalb der Anlagen für Fernverkehr und S-Bahn angelegt. Deshalb kamen hier erstmals Rolltreppen im Berliner Nahverkehr zu Einsatz. Nach den ersten Bombenangriffen auf die Reichshauptstadt wurden auch im Untergrund am Gesundbrunnen Luftschutzanlagen für Zivilisten eingerichtet. Auf vier Etagen entstanden in bereits vorhandenen Rohbauten Schutzräume mit einer Fläche von 1.400 m². Bei Luftangriffen drängten sich dort viel mehr Menschen als zugelassen, denn wie überall im Stadtgebiet gab es nicht genügend Unterstände. Die Bunkeranlage B beherbergt heute ein Museum des Berliner Unterwelten e.V., dessen Exponate in authentischer Umgebung das Thema Bombenkrieg und Luftschutz plastisch vermitteln.
Ende 1940 wurde im Auftrag des GBI ein ungenutzter Steingasometer aus dem 19. Jahrhundert zu einer Bunkeranlage umgebaut. Unter den Bauleuten waren auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die für die Siemens-Bauunion hinter historischer Fassade einen Hochbunker errichteten. Dieser bot auf sechs Etagen und in 720 kleinen Räumen Platz für 6.500 Personen. Zeitgenossen nannten ihn Luxusbunker, denn mit 30 Küchen und Räumen für 6-8 Personen hob er sich vom Standard ab. Es handelte sich um einen Mutter-Kind-Bunker, der propagandistisch die besondere Fürsorge des NS-Staates für diese Bevölkerungsgruppe im brutalen Luftkrieg signalisieren sollte. Ab 2007 entstanden zwölf Penthouse-Wohnungen unter der Kuppel des Gasometers. Die sehenswerten Innenräume des Bunkers können auf der Tour F der Berliner Unterwelten besichtigt werden.
Die Tour O des Berliner Unterwelten e.V. beginnt mit einem kurzen Rundgang über das Gelände des ehemaligen Humboldtkrankenhauses in Reinickendorf, das 1908-10 erbaut worden war. Dort liegt auch ein außerordentlich gut erhaltener Operationsbunker aus dem Jahr 1941, der den Besuchern einen Einblick in die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung im Luftkrieg gibt. Er war einer von vielen Operationsbunkern, die im Rahmen des „Bunkerbauprogramms für die Reichshauptstadt“ entstanden. So gab es z. B. im 4. Stockwerk des Zoobunkers im Tiergarten ein Lazarett der Luftwaffe, das aufgrund seiner Sicherheit und guten Ausstattung besonders gerne von der Prominenz genutzt wurde. In diesen OP-Bunkern fanden Notoperationen während der Bombenangriffe statt; manche Frau musste dort ihr Kind gebären.
Der Mangel an Wohnraum für den Massenbedarf war in Berlin seit dem 19. Jahrhundert eines der drängendsten Probleme, das man in der Weimarer Zeit mit neuen Großsiedlungen anzugehen versuchte. Die Wohnungsnot bestand in der NS-Zeit weiter fort und verschärfte sich durch die „Germania“-Planungen, für die mehr als 53.000 Wohnungen abgerissen werden sollten. Wohnungspolitik galt zwar als systemstabilisierender Faktor der NS-Herrschaft, jedoch blieb die nicht unerhebliche Neubautätigkeit seit 1933 weit hinter dem Bedarf zurück. Aus diesem Grund verfolgte Speers Dienststelle ab 1938 einen infamen Lösungsansatz: Juden sollten registriert und vertrieben werden, um sich ihre Wohnungen aneignen zu können. Da die Verzeichnisse auch für spätere Deportationen genutzt wurden, zeigt die Berliner Wohnungsfrage eine unheilvolle Verquickung mit der Raubmordlogik des Nationalsozialismus.
1938-39 schuf die Baugesellschaft GAGFAH nach Entwurf Hans Gerlachs die einst als „SS-Kameradschaftssiedlung“ titulierte Anlage mit großenteils ländlich-traditionell anmutenden Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern in einem Kiefernwald. Zusammen mit der Lage am Stadtrand zeigt sich eine Orientierung an älteren städtebaulichen Konzepten der Gartenstadtbewegung. Deren Forderung „Zurück aufs Land“ fand Einzug in die agrarromantischen Vorstellungen der NS-Ideologie von „Blut und Boden“. Diese Großstadtfeindlichkeit entpuppte sich schon bald als realitätsfremd. Um 1936 gewann daher der städtische Massenwohnungsbau an Bedeutung. Prinzipien des modernen Wohnungsbaus der 1920er Jahre, darunter Rationalisierung, Typisierung und Normung wurden übernommen und prägen die homogenen Wohnblöcke an der Argentinischen Allee. So verkörpert die Zehlendorfer Siedlung zwei Strömungen des NS-Siedlungsbaus.
Die in Schöneberg am Grazer Damm 1938-40 realisierte Siedlung entstand vor dem Hintergrund der Neugestaltungsplanungen Albert Speers und sollte Ersatzwohnraum für Mieter aus den Abrissarealen bieten. Entsprechend eng war die Koordination zwischen dem GBI und der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) als Bauherrin. Mit 2.000 Wohneinheiten handelte es sich um das größte damals verwirklichte Einzelprojekt im Berliner Wohnungsbau. Den Kernbereich der Wohnanlage, die von Hugo Virchow, Richard Pardon, Carl Cramer und Ernst Danneberg entworfen wurde, bilden sechs vierseitig angelegte Großblöcke mit begrünten Innenhöfen.
Die mit hohen Walmdächern versehenen fünfgeschossigen Wohnhäuser am Grazer Damm erzeugen mit ihren uniform strukturierten, bis zu 190 Meter langen Fassaden einen tristen Gesamteindruck. Bogengänge an Kopfbauten und Bildreliefs an Hauseingängen wirken wie aufgesetzte folkloristische Versatzstücke, die sich vergebens um deutsche „Gemütlichkeit“ bemühen. Sparsamkeitszwänge lassen sich an kleinen Fenstern, weitgehendem Verzicht auf Balkone und der ursprünglichen Ausstattung mit Ofenheizung ablesen. Nach Kriegsschäden erfolgten Wiederaufbaumaßnahmen; die denkmalgeschützte Anlage unterliegt seit der Privatisierung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GSW im Jahr 2004 kommerziellem Verwertungsdruck.