Berlin Geschichte: Wichtig für die Entwicklung der Region um Berlin waren die germanischen Semnonen, die vor und während der Völkerwanderung im Havelraum lebten. 531 gerieten sie unter die Herrschaft der fränkischen Könige. Mitte des 6. Jh. fiel die Havelregion an einwandernde Slawenstämme, die Vorherrschaft errangen die Heveller. Ein ostfränkisches Heer unter König Heinrich I. zwang im Zuge der Deutschen Ostexpansion 929 die Heveller unter deutsche Lehnsherrschaft. Damit einher ging der Versuch zur Christianisierung der Slawen. Es wurden die Bistümer Havelberg und Brandenburg gegründet, die dem Erzbistum Magdeburg unterstellt waren.
Die Zwangschristianisierung der slawischen Bevölkerung führte zu großen Spannungen, die in den Slawenaufstand von 983 mündeten. Für gut hundert Jahre konnte die deutsche Herrschaft noch einmal abgeschüttelt werden. Dauerhafte Erfolge aus deutscher Sicht gab es ab dem 12. Jh. Träger dieser Expansionswelle waren ehrgeizige Reichsfürsten, wie Heinrich der Löwe, der 1147 auf dem Wendenkreuzzug entscheidende Siege errang. Die Herrschaft über die Mark erlangte schließlich Albrecht der Bär. Er stammte aus dem schwäbisch-fränkischen Geschlecht der Askanier und trug seit 1150 den Titel Markgraf von Brandenburg.
Vermutlich gründeten Kaufleute Berlin Ende des 12. Jahrhunderts zusammen mit einer Schwestersiedlung namens Cölln. Beide an einer Furt in der Spree gelegen: Cölln auf einer Insel, Berlin östlich davon auf dem Festland. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die zwei Gemeinwesen zu einer prosperierenden Doppelstadt. Der Legende nach stammt der Name der Stadt vom Bären, der als Wappentier allerdings erst gegen Ende des 13. Jh. nachweisbar ist. Wahrscheinlich ist der Name slawischen Ursprungs und bezeichnete einen trockenen Platz innerhalb eines Sumpfes.
Die Stadt wurde ursprünglich durch Holzpalisaden und einen Wehrgraben, der mit Wasser aus der Spree gespeist wurde, vor Übergriffen geschützt. Der Ausbau zu einer steinernen Mauer mit Ringwällen und Wendeburgen erfolgte ab 1270. Der älteste Berliner Stadtplan, der Memhardt-Plan von 1650, zeichnet den Verlauf der Stadtbefestigung nach. Die 2,5 km lange Berlinische und Cöllnische Mauer besaß 5 Stadttore. Entlang der Einfriedung gab es nur wenige Häuser, hier wohnten z. B. die Büttel oder der Scharfrichter. Spuren der Stadtmauer können Sie heute noch in der Waisenstraße besichtigen.
Mitte des 13. Jh. entwickelte sich die junge Stadt prächtig. Berlin konnte von den askanischen Landesherren wichtige städtische Freiheiten und Regalien erlangen, welche die Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung schufen. Berlins Status als „civitas“ ist urkundlich ab 1251 bezeugt, Cöllns ab 1261. 1307 einigten sich beide Städte darauf, künftig als Union mit gemeinsamem Rat aufzutreten. Symbolhaft entstand das Rathaus auf der „Langen Brücke“, die beide Städte miteinander über die Spree verband. Die Herrschaft der Askanier über die Mark Brandenburg endete mit dem Aussterben des Hauses im Jahr 1319.
Am Ende einer fast 100-jährigen Phase, in der sich kein neuer Landesherr richtig in der Mark durchsetzen konnte, herrschten in Brandenburg katastrophale Zustände. Vor allem lokale Adlige hatten sich zu einer Landplage entwickelt. Als Raubritter nahmen sie Bauern und Städter gnadenlos aus. Dies änderte sich erst 1415, als Friedrich I. aus dem Geschlecht der Hohenzollern die Herrschaft antrat. Er setzte auf militärische Innovationen und zwang mit der „faulen Grete“, einem mittelalterlichen Riesengeschütz, die Raubritter in kürzester Zeit zur Aufgabe.
Seine Nachfolger machten wenig später Berlin/Cölln zu ihrer Residenz. Dies war ein historischer Wendepunkt für die Doppelstadt, denn fortan war ihre Entwicklung aufs Engste mit dem Herrscherhaus verknüpft und der Aufstieg dieser machthungrigen Fürsten zu einer der einflussreichsten Dynastien in Europa wurde im Stadtbild ablesbar. Zunächst Kurfürsten von Brandenburg, ab 1701 Könige in Preußen, schufen die Hohenzollern im 18. Jahrhundert einen vom Militärwesen geprägten Staat und erlangten nach einer Reihe von Kriegen eine zentrale Stellung in Europa. Schauen wir uns die Stadtentwicklung unter wesentlichen Herrschern an.
Friedrich Wilhelm verdiente sich in seiner Regierungszeit von 1640 bis 1688 den Ehrentitel „Großer Kurfürst“. Ihm gelang die Wiederbelebung Berlins nach dem Dreißigjährigen Krieg, der die Stadt auch durch Seuchen und Hungersnöte in seinem Gefolge enorm zurückgeworfen hatte. Die Einwohnerzahl hatte sich halbiert: von 12.000 auf 6.000. Von den insgesamt 1.200 Häusern der Stadt waren 450 unbewohnt. Ab 1657 verschwand die alte Stadtmauer, die sich im Krieg als unzureichender Schutz erwiesen hatte. Nun umschloss der Ingenieurbaumeister Johann Gregor Memhardt die Stadt mit einem sternförmigen Bastionsring nach holländischem Vorbild.
Kurfürst Friedrich III., der 1688 seinen Vater beerbte, erlangte 1701 die Königswürde in Preußen. Er begann schon im Vorfeld der Rangerhöhung mit einem ehrgeizigen und sehr kostspieligen Stadtausbau, denn die Etikette der Zeit schrieb einem König eine aufwändige Hofhaltung vor. So entstanden u. a. eine große Stadterweiterung, die Friedrichstadt genannt wurde, ein großer Aus- und Umbau des Stadtschlosses sowie das Zeughaus als Waffenarsenal und Schatzhaus für Kriegstrophäen. Berlin avancierte unter seinem ersten König zur Haupt- und Residenzstadt und wurde zum unangefochtenen politischen und kulturellen Zentrum Preußens.
Die Zeit ab 1713 wurde von Friedrich Wilhelm I. geprägt. Mit der prächtigen Hofhaltung seines Vaters war nun Schluss, denn das finanziell ruinierte Staatswesen sanierte er mit harter Hand. Die Schlagworte Sparsamkeit, Frömmigkeit, Pflichterfüllung und Gehorsam wurden zu zentralen Werten des preußischen Staates. Sein Steckenpferd war das Militär, was ihm den Beinamen Soldatenkönig eintrug. Unter ihm wurde in Berlin die Friedrichstadt ausgebaut und am Ende der Straße Unter den Linden das Quarre angelegt. Dieser einstige barocke Schmuckplatz wurde später weltweit bekannt als Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor.
Er ist der bekannteste Herrscher Preußens und regierte von 1740 bis 1786. Als Kronprinz träumte er, seine Regentschaft der Förderung der Künste und Wissenschaften zu widmen, verfolgte als König jedoch eine andere Agenda. Durch aggressive militärische Eroberungsfeldzüge, politisches Geschick und viel Glück vergrößerte er sein Territorium vor allem auf Kosten der Österreicher und Polens beträchtlich. Preußen stieg zu einer europäischen Großmacht ersten Ranges auf. Dies trug ihm schon zu Lebzeiten den Ehrentitel Friedrich der Große ein. In Berlin weilte er nur selten und residierte lieber in Sanssouci, seinem Sommerschloss in Potsdam. Dennoch hinterließ er großartige Bauten wie die Staatsoper an der Straße Unter den Linden und die beiden prächtigen Kirchtürme am Gendarmenmarkt.
Turbulente Zeiten erlebte Berlin ab 1806, nachdem die preußischen Truppen in der Schlacht von Jena und Auerstedt sang- und klanglos von den Franzosen besiegt worden waren. Napoleon zog im Triumphzug durch das Brandenburger Tor in die Stadt ein. Der nach Königsberg geflüchtete König Friedrich Wilhelm III. musste das Staats- und Militärwesen reformieren, um die französische Besatzung abzuschütteln. Dies gelang 1814 mit dem Sieg über Frankreich. Für die Berliner Baugeschichte war die Zeit nach den Befreiungskriegen von großer Bedeutung. Ihr prägender Architekt war Karl Friedrich Schinkel, der mit Bauten wie dem Alten Museum, der Friedrichwerderschen Kirche und der Neuen Wache das historische Zentrum entscheidend verschönerte.
Das Zeitalter der Restauration führte auch in Berlin 1848 zu einer Märzrevolution, die König Friedrich Wilhelm IV. vom Militär brutal niederschlagen ließ. Der Druck der Straße nötigte ihn allerdings zu Zugeständnissen: er versprach die Einberufung einer Nationalversammlung, die über eine neue Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats beraten sollte. Nachdem seine Herrschaft wieder gesichert war, wurde die Selbstverwaltung Berlins stark eingeschränkt und die zugesagten Reformen nur zögerlich umgesetzt. Die Architektur der Stadt blieb dem 1841 verstorbenen Schinkel verbunden; die Preußen prägende Berliner Schule entstand und ihre Vertreter wirkten an solch bedeutenden Projekten wie der Museumsinsel.
Unter König Wilhelm I. vollzog sich der Wandel Berlins zur Metropole. Seit der industriellen Revolution boomte die Stadt und platzte aus allen Nähten. Daher wurde 1861 das Stadtgebiet durch Eingemeindungen auf rund 60 km² ausgedehnt und somit nahezu verdoppelt. Unter den Neuzugängen waren auch die Siedlungen Wedding und Moabit, die sich zu Schwerpunkten der Berliner Industrie entwickelten. Das enorme Wachstum auf über eine Million Einwohner bis 1877 führte zu großen Veränderungen im Stadtbild - das Berlin der Mietshäuser und des Hinterhofelends entstand. Um den Wildwuchs einzudämmen, wurde 1862 der Hobrecht-Plan verabschiedet, der die Bebauung der Stadt in geordnetere Bahnen lenken sollte. Zur Verbesserung der katastrophalen hygienischen Zustände wurden eine moderne Wasserversorgung und ein innovatives Kanalisationssystem realisiert.
1871 wurde im Spiegelsaal des Schlosses Versailles das Deutsche Reich begründet und der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser ernannt: Berlin wurde Reichshauptstadt. Der Geldsegen aus den Reparationszahlungen Frankreichs sorgte für einen Bauboom. Neue Ministerien, Auslandsvertretungen und unzählige Kirchbauten entstanden. Entlang der Wilhelmstraße und der Leipziger Straße entwickelte sich das damalige Regierungsviertel. Aber auch die Infrastruktur wurde im großen Stil ausgebaut, allen voran das Bahnnetz. Dieser Boom hielt bis zum Vorabend des 1. Weltkriegs an, da Berlin das Zentrum der deutschen industriellen Entwicklung blieb. Welchen Stellenwert die Industrie einst hatte, machen Berliner Unternehmernamen wie Siemens, AEG und Borsig deutlich.
Das Kaiserreich endete 1918 unrühmlich mit der Desertation Kaiser Wilhelms II. ins Ausland. Berlin wurde Hauptstadt der Weimarer Republik, deren erste Jahre turbulent verliefen. Revolutionäre Matrosen zogen durchs Brandenburger Tor, die später die SPD durch regierungstreue Soldaten aus der Stadtmitte schießen ließ. Die Niederschlagung des Spartakusaufstandes 1919 markierte das Ende der Novemberrevolution. Auch von rechts wurde die Demokratie in Frage gestellt, wie der Lüttwitz-Kapp-Putsch 1920 zeigte. Die Regierung musste aus Berlin flüchten, da ihr die Reichswehr den Schutz versagte. Erst ein Generalstreik von Arbeitern und Angestellten zwang die Putschisten zur Aufgabe.
Eine tiefgreifende Veränderung des Stadtbilds brachte ein Beschluss des Preußischen Landtags 1920. Mit dem Groß-Berlin-Gesetz wurden u. a. die sechs kreisfreien Städte Charlottenburg, Lichtenberg, Schöneberg, Wilmersdorf, Neukölln und Spandau sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke eingemeindet. Dies brachte einen enormen Bevölkerungszuwachs von 1,9 auf 3,8 Millionen Einwohner. Auch der Flächenzuwachs von 66 auf 878 Quadratkilometer war gewaltig. Nicht überall war man mit dieser Entscheidung glücklich. So z.B. in Charlottenburg, der reichsten Stadt Preußens, deren Bewohner ihr Gemeinwesen nur ungerne im „Molloch“ Berlin aufgehen sahen.
Mit dem Ende der Hyperinflation 1923 beruhigte sich die Situation in der Stadt. Die von der SPD dominierte Politik sorgte für Reformen im Wohnungswesen. Zahlreiche moderne Großsiedlungen mit sozialverträglichen Mietpreisen entstanden. In diesen „Goldenen Zwanziger Jahren“ etablierte sich rund um die Gedächtniskirche ein Berliner Broadway mit einem umfangreichen Angebot an Kinos, Theatern, Cabarets, Revuen, Bars und Tanzpalästen von internationaler Ausstrahlung. Ein hemmungsloses Nachtleben, geprägt durch neue Tänze wie den Charleston, Jazzmusik, ausschweifenden Drogenkonsum und eine für die damalige Zeit sehr freizügige Sexualauffassung, sorgten für heftigste Kontroversen. Auch der Potsdamer Platz und die Friedrichstraße mit reichhaltigen Vergnügungsangeboten standen synonym für Berlin als quirlige Metropole.
Als die Weltwirtschaftskrise auch auf Deutschland durchschlug, wurde es in Berlin wieder ungemütlich. Straßenschlachten zwischen Anhängern der Kommunisten und Nationalsozialisten prägten das Bild nach außen, obwohl Berlin bis zur Machtübernahme am 30. Januar 1933 keine Hochburg der NSDAP gewesen war. Die SA feierte die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler mit einem Fackelmarsch durch das Brandenburger Tor. Einen Monat später brannte der Reichstag, ein Ereignis, das die Nationalsozialisten dazu nutzten, mit Hilfe einer Notstandsverordnung wesentliche Grundrechte außer Kraft zu setzen und Regimegegner zu unterdrücken. Damit war der Weg in die Diktatur vorgezeichnet.
Beispielhaft für den Größenwahn des NS-Regimes war die Planung, Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ umzubauen – ein Vorhaben, das kriegsbedingt Fragment blieb. Hitlers Architekt Albert Speer hatte ein riesiges Achsenkreuz zur Neuordnung der Metropole entworfen. Ohne Rücksicht auf ökonomische wie soziale Folgen sollte eine 6 km lange Nord-Süd-Achse durch bestehende Stadtquartiere geschlagen werden, gesäumt von gigantischen Staatsbauten, wie der für bis zu 180.000 Menschen konzipierten „Großen Halle“. Zügig begann man Baufreiheit zu schaffen. So verschwand das Alsenviertel, einzig die Schweizerische Botschaft blieb verschont und steht heute etwas verloren dem Bundeskanzleramt gegenüber. Andere, nicht zu diesem Projekt gehörende Großbauten realisierte der NS-Staat mit dem Olympiastadion und dem Flughafen Tempelhof; mehr Informationen bietet der Architekturführer zu ausgewählten NS-Bauten in unserer App.
Während des II. Weltkriegs legten die Luftangriffe der Alliierten Berlin in Schutt und Asche. Hinzu kamen massive Schäden durch die Schlacht um Berlin, der militärisch sinnlosen Verteidigung der Reichshauptstadt bis zum letzten Mann. Besonders in Mitte tobte der Kampf zwischen der Roten Armee und deutschen Soldaten erbittert, lag hier doch das Zentrum der Macht mit Hitlers Reichskanzlei und „Führerbunker“. Die mühseligen Aufräumarbeiten übernahmen die Trümmerfrauen, da die Männer zumeist gefallen oder in Kriegsgefangenschaft waren. Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 hatten die vier Siegermächte die Kontrolle über Deutschland inne. Berlin wurde im Juni von der UdSSR, den USA, Großbritannien und Frankreich in 4 Sektoren aufgeteilt und entwickelte sich zu einem Brennpunkt des Ost-West-Konflikts.
Vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 blockierte die UdSSR den Zugang nach West-Berlin. Das Ziel war, die Versorgung der Stadthälfte unmöglich zu machen und die Westalliierten zur Aufgabe ihrer Enklaven zu zwingen. 2,2 Millionen Bewohner wurden zu Geiseln in einem weltpolitischen Kräftemessen. Die Antwort der Amerikaner, die eine militärische Konfrontation vermeiden wollten, war eine logistische Meisterleistung. Die Versorgung der Menschen erfolgte durch eine Luftbrücke, deren Erfolg schließlich die Sowjets die Blockade beenden ließ. Auf dem Höhepunkt lieferten die Rosinenbomber bis zu 12.849 Tonnen Luftfracht in 24 Stunden am Flughafen Tempelhof ab.
Das Grundgesetz der 1949 gegründeten Bundesrepublik wies Berlin als eines ihrer Länder aus. Dies wurde jedoch von den Siegermächten nur eingeschränkt und von der DDR gar nicht akzeptiert. 1971 stellten sie im Berlin-Abkommen fest, die Westsektoren seien kein „konstitutiver Teil“ der BRD. De facto operierte der Berliner Senat allerdings wie die Regierung eines Bundeslandes. Das offizielle Zahlungsmittel war die DM. Der ungeklärte Status schlug sich z.B. aber in eigenen Briefmarken (Deutsche Bundespost Berlin), einem Behelfsmäßigen Personalausweis ohne Bundesadler und der Befreiung von der Wehrpflicht nieder. West-Berliner Abgeordnete hatten im Deutschen Bundestag nur ein beratendes Stimmrecht.
1953 wurden die zu erfüllenden Arbeitsnormen in der DDR erheblich heraufgesetzt. Der Unmut darüber, aber auch eine breite Unzufriedenheit mit der politischen Klasse, die eine demokratische Mitwirkung des Volkes nicht wünschte, brachten am 17. Juni 1953 das Fass in Berlin zum Überlaufen. Protestierende Bauarbeiter initiierten eine Streikwelle, die schnell das ganze Land mitriss. Nur durch den Einsatz von Gewalt und die Unterstützung sowjetischer Panzer gelang es der DDR-Regierung, die Kontrolle wiederherzustellen und den Wunsch nach freien Wahlen zu ersticken. Vermutlich mehr als 100 Tote und Tausende Inhaftierungen waren die Bilanz dieses Volksaufstandes.
1945 wurde Berlin von den Siegermächten in vier Sektoren aufgeteilt; seither verlief eine weltanschauliche Grenze mitten durch die Stadt. Allerdings konnte man sich noch relativ frei bewegen. Dies änderte sich abrupt am 13. August 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer. Propagandistisch suchte die SED diese als „antifaschistischen Schutzwall“ darzustellen; in Wirklichkeit war sie der Versuch, die Massenflucht der eigenen Bevölkerung in den Westen zu stoppen. Hierzu war der Staatsführung der DDR jedes Mittel recht. Der von den Grenzsoldaten gnadenlos ausgeführte Schießbefehl kostete vielen Menschen das Leben. Zeugnisse der Berliner Mauer befinden sich z.B. in Berlin-Mitte entlang der Niederkirchnerstraße oder an der Bernauer Straße sowie in Friedrichshain mit der East-Side-Gallery.
Der Bau der Mauer 1961 war auch für die Westberliner ein Schock, der ihr Alltagsleben stark veränderte. Plötzlich war man Bewohner einer Insel und der Besuch von Verwandten und Freunden in der anderen Stadthälfte nicht mehr möglich. Dies änderte sich im Dezember 1963 als Bürgermeister Willy Brandt das Passierschein-Abkommen mit der DDR aushandeln ließ. Nach Westdeutschland gelangte der Insulaner über den Interzonen- bzw. Transitverkehr. Eine Handvoll Bahnverbindungen und Autostraßen hatte die DDR hierfür freigegeben. Stand man jedoch auf der schwarzen Liste, blieb nur der Kauf eines Flugtickets, um ungefährdet nach Westdeutschland zu reisen.
Nach Kriegsende hatten viele Firmen und Privatpersonen aufgrund der extrem unsicheren Situation West-Berlin verlassen. Besonders hart traf 1948 die Stadt der Verlust des Firmensitzes von Siemens, den Konzern zog es nach München und Erlangen. Ein stetiger Einwohnerverlust war die Folge. Zählte man 1957 noch ca. 2,3 Millionen Westberliner, so sank die Zahl bis 1984 auf 1,85 Millionen ab. Wirtschaftlich stand die Stadt nie auf eigenen Beinen und musste durch die BRD stark subventioniert werden. Einer der vielen Fördermechanismen war die Berlinzulage von 8 % auf das Bruttogehalt, die jeder Westberliner erhielt. Kostenpunkt: ca. 1,4 Milliarden Euro im Jahr.
Nach West-Berlin zog es häufig junge Menschen, die auf der Suche nach alternativen Lebensmodellen waren. Studienplätze und Wohnungen waren relativ leicht zu finden und Männer konnten zudem der Wehrpflicht entgehen. Die Stadt wurde zum Brennpunkt der 68er-Bewegung. Wichtige Ereignisse waren z.B. die Proteste gegen den Schah-Besuch 1967, der von der Polizei niedergeknüppelt wurde oder das Attentat auf Rudi Dutschke 1968, zwei von vielen Ereignissen, die nicht nur die Stadt polarisierten. Aber auch Stars wie David Bowie zog es nach Berlin (1976-78), der sich von der speziellen Atmosphäre und dem einfachen Zugang zu Drogen inspirieren ließ.
Der Machtapparat der DDR verkrustete zunehmend, den Wandel seit 1985 in der UdSSR durch die Glasnostpolitik Gorbatschows werteten die Funktionäre um Honecker als Gefahr und nicht als Chance. Als der Kremlchef zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR im Oktober 1989 nach Ostberlin kam, wurde er von der Bevölkerung stürmisch gefeiert und sagte: Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren. Wie Recht er damit hatte, zeigte sich am 4. November 1989, als eine halbe Million Menschen auf dem Alexanderplatz zu einer Protestkundgebung zusammenkamen. Nur fünf Tage später führte die friedliche Revolution zum Fall der Berliner Mauer.
Im Dezember 1990 fand die Wahl zum 1. Gesamtberliner Abgeordnetenhaus statt und E. Diepgen wurde zum Bürgermeister der nun wiedervereinigten Stadt. Die große Koalition aus CDU & SPD stand vor enormen Herausforderungen. Die Vereinigung sorgte für einen Zusammenbruch der Industrie, eine regelrechte Deindustrialisierung der Region war die Folge. Ost- wie Westberlin waren jahrzehntelang durch hohe Subventionen gefördert worden und wiesen einen viel zu großen Verwaltungsapparat auf. Anstatt zu reagieren und über ein striktes Sparprogramm sich der Realität zu stellen, nahmen die verantwortlichen Politiker eine exorbitante Verschuldung Berlins in Kauf.
1991 stimmte eine hauchdünne Mehrheit von 18 Abgeordneten im Deutschen Bundestag dafür, dass Berlin künftig wieder Deutschlands Hauptstadt ist. Es war der Auftakt für eine neue Ära. Damit die Regierung und das Parlament von Bonn nach Berlin umziehen konnten, wurden gigantische Bauprojekte angeschoben, z.B. die Errichtung des neuen Parlaments- und Regierungsviertels, die Modernisierung des Reichstagsgebäudes sowie Neu- und Umbauten für Ministerien und andere Behörden. Auch Berlins Charakter wandelte sich von der zerrissenen Stadt mit sehr unterschiedlichen Lebenswelten und bisweilen provinziellen Zügen zu einer kreativen, international beliebten Metropole.